Tag 78: Finisterre(E), 18°C



Ein herrlicher Morgen, ich habe sogar bis 10 Uhr geschlafen. Wir gehen zu dritt in den Hafen zum Frühstücken. Dann verabschieden wir Michael, er wird zurückfahren nach Santiago und nachhause fliegen.

Christoph und ich suchen uns eine Pension, wir dürfen keine zweite Nacht in der Herberge bleiben. Nachdem wir ein Zimmer haben, gehen wir hinauf zum Kap. Das Kap ist eine Halbinsel, der Weg für stets bergan um den südlichsten Punkt bis zum Leuchtturm.



Oben auf der Kap soll sich eine Einsiedelei des San Guillermo aus dem 7. Jhd befinden mit einem Fruchtbarkeitsbett (Cama de fertilidat), wo sich früher Pärchen zur Überwindung von Infertilität getroffen haben sollen. Leider finden wir die Stelle nicht.
Der Stechginster macht seinem Namen alle Ehre, es ist kein Durchkommen, wo kein vorgetretener Pfad vorhanden ist.



Blick vom höchsten Punkt der Halbinsel auf den Atlantik.



Etwas weiter westlich, oberhalb der Steilküste. Weit unten im Wasser sieht man Fischerboote, die das Kap umfahren, um in den Hafen zurückzukehren.



Blick in den Norden. In der Bucht rechts liegt Finisterre, hinter einem Sattel von nur wenigen dutzend Metern über dem Meer.



Einige Felsen sind dem Kap vorgelagert, sie werden vor der Erfindung des Radars der Schifffahrt bei Nebel sicherlich ernsthafte Probleme bereitet haben.



Und dann der Blick auf den Leuchtturm. Ende des alten Europa. Ende der Pilgerschaft für die meisten.



Ein letzter hoher Bildstock.



Ein Stiefel aus Bronze, Denkmal für die Pilger. Der zweite Stiefel wurde gestohlen. Er wird jetzt irgendwo im Vorgarten stehen, hoffentlich nicht in Deutschland.



Ein letztes Kreuz aus Granit. Auch hierher haben Pilger Steine mitgebracht und abgelegt. Bis diese Steine eine Ansammlung wie beim Cruz de Ferro erreichen, werden noch einige Jahrhunderte vergehen und viele Sünden begangen werden sein müssen.



Mächtige Nebelhörner unterhalb des Leuchtturms, sie werden den Seeleuten bei Nebel desöfteren das Leben gerettet haben.



Der Pilgertradition folgend soll man hier ein abgetragenes Kleidungsstück verbrennen und den Sonnenuntergang beobachten. Ich habe allerdings kein abgetragenes Kleidungsstück, das ich entbehren könnte. Symbolisch verbrenne ich ein Tempo-Taschentuch. Auch besser für die Umwelt. Den Sonnenuntergang hingegen werde ich mir nicht entgehen lassen.



Der Leuchtturm ist noch auf beträchtlicher Höhe über dem Meer. Ich klettere weit hinunter, ans das Meer selbst komme ich jedoch nicht.



Jakobus hält die Stellung, während ich am späten Nachmittag zurück zum Städtchen laufe.



Am Ortseingang vom Kap her liegt die Kirche Santa María das Areas.



In der Kirche steht eine Darstellung des Cristo da Barba Dorada aus dem 14. Jahrhundert, übersetzt heisst das Blonder Bart.



Für die Karwoche, die heute beginnt, stehen christliche Figuren auf Tragegestellen bereit, hier die Mutter Maria, von einem grossen Blumenbouquet eingefasst. Die Figuren werden in abendlichen Prozessionen durch die Stadt getragen.



Und gegen Ende der Pilgerschaft sehe ich hier auch nochmals den Hl. Roche als Pilger, mit der Pestwunde am Bein und dem Hund, der ihm das Brot trägt.



Am Playa de Langosteira, der durch das Kap geschützten Bucht, gehen Christoph und ich kurz schwimmen. Das Wasser ist eiskalt, dazu bläst auch ein kalter Wind. Aber wir wollen natürlich zumindest einmal im Atlantik schwimmen, wenn wir schon hier sind. Und wenn dazu noch die Sonne scheint.



Auf der anderen Seite des Kaps, mit freiem Blick auf den Ozean, bewundern wir den Sonnenuntergang. Nach monatelangem laufen in Richtung Westen ist das Ende des Kontinents erreicht. Vom Bodensee bis an den Atlantik, ein bisschen stolz bin ich nun schon.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hola Andie,
ich dachte, Du bist nach Westen gelaufen...

Buen Camino
Anton

6/17/2007 8:49 AM  
Blogger Jan Spengler said...

Hola Anton, Danke für den Hinweis :)
Nach Jerusalem pilgern wäre allerdings auch nicht schlecht.
Ultreia!
AK

6/17/2007 12:27 PM  

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