Tag 76: Negreira(E)-Olveiroa(E), 9h, 16°C



Als wir morgens aufwachen, sind alle anderen schon weg. Sie waren leise und haben uns schlafen lassen. Wir lassen uns Zeit, heute sind es nur 35km. Erst in Ruhe Café trinken und einkaufen gehen. Morgen ist Sonntag, wer weiss ob wir dann was kriegen. Laut Führer kann man in Olveiroa, unserem Tagesziel, nicht einkaufen.



Ein interessantes Denkmal für die vielen Arbeitsemigranten aus dieser Gegend, in der es nicht viel Arbeit gibt. Der Vater zieht in die Welt und muss seine Wurzeln losreissen ...



... während der Sohn ihn halten will und die Frau mit den Kindern zurückbleibt.


















Windräder auf einem Hügel, ich finde das immer wieder einen schönen Anblick. Der Wind bläst sicher regelmässig in dieser Gegend.















Heute geht es durch dünn besiedelte, hügelige Gebiete mit viel Wald.
Die Etappe ist schön, aber ich stelle fest, dass ich langsam keine Lust mehr habe zu laufen. Santiago war wirklich das Ziel der Reise, auch wenn mir das nicht so bewusst war. Jetzt geht es mir eigentlich nur noch darum, die Reise zu komplettieren. Der Atlantik morgen oder übermorgen ist bestimmt auch ein Erlebnis. Ich wohne jedoch nur wenige Kilometer von der Nordsee entfernt, das Meer übt daher vielleicht nicht die grosse Faszination auf mich aus, die es auf andere Pilger hat.
Die Ankunft in Santiago vorgestern wird nur sehr schwer zu toppen sein.



Wieviele Pilger mögen an diesem Bildstock schon vorbeigekommen sein. Bei Hitze, Kälte, Sturm, Hagel, Schnee oder Regen. Oder auch an einem milden Tag wie heute.

Und aus welchen Motiven werden die Leute hier vorbeigekommen sein. Aus religiösen oder spirituellen Gründen, aus Abenteuerlust, auf Flucht vor irgendetwas oder sich selbst, als Strafe, aus sportlichen oder kunsthistorischen Motiven.

Die wenigsten werden wohl als diejenigen zurückgekehrt sein, als die sie losgegangen sind.









Ich treffe zwei ältere Damen aus dem Allgäu - Christoph hat sich schon vor einer Weile auf eine Wiese schlafen gelegt und ist zurückgeblieben. Interessanterweise haben die Damen die Reise in Santiago begonnen, laufen nun nach Finisterre und von dort dann zurück Richtung Pyrenäen.

Sie haben sich total überladen, die Rucksäcke dürften jeweils an die 20 Kg wiegen. Dafür haben sie einen elektrischen Fön dabei und verschiedene Cremes in riesigen Dosen. Sie werden wohl noch leiden müssen bis zur nächsten Poststelle, wo sie überflüssiges Gepäck zurücksenden können. Die Knie und Hüften schmerzen ihnen nun bereits.

Im Hintergrund ist der Stausee des Flusses Xallás zu sehen.



Es geht durch viele kleine Dörfer und Gehöfte mit wohlklingenden Namen wie Vilaserío, Cornado, Maroñas, Santa Marina, Geima oder Dumbriá.




Ponte Olveira, eine kleine Siedlung an der Brücke über den Rio Xallás.



Unter der Brücke fließt der Restfluss des Stausees durch. Den hatte ich bereits vor einer Weile aus der Ferne gesehen.
Es ist nun nicht mehr weit nach Olveiroa.

Die Herberge in Olveiroa ist fast voll, ich erhalte das letzte Bett. Zum Glück kann eine ganze Pilgergruppe ausgelagert werden in eine andere Räumlichkeit, sodass die zwei deutschen Damen und Christoph auch noch unterkommen, als sie in der Dämmerung ankommen.

Es gibt netterweise einen grossen Topf Linseneintopf und Obst für alle, bereitgestellt von der Hospitaliera.