Tag 64: Leon(E)-Villar de Mazarife(E), 5h, 12°C



Morgens treffe ich mich in der Stadt mit Pierrette, Christoph und Wolfgang in einem Café. Wolfgang wird heute nachmittag wieder zurückfliegen. Christoph bliebt noch einen Tag, Pierrette geht heute weiter. Ich muss noch administrative Arbeiten erledigen und mailen. Ausserdem ist mein Stiefel über den Zehen eingerissen, den möchte ich nähen lassen. Nach einigem Suchen finde ich auch einen Schuster. Er meint nur, der Schuh wäre nicht zu reparieren. Ich hoffe, dass das Leder nicht weiter einreisst, sonst liegen die die Zehen offen. Bei jeder Gelegenheit werde ich nun etwas Olivenöl auf das Leder einreiben, um es geschmeidig zu halten.



Gegen Mittag komme ich dann endlich los. Ultreia!
Das Kreuz war vor 50 Jahren sicher noch weithin sichtbar an einem Acker gestanden. Jetzt stehe es mitten zwischen den hässlichen Bauten.



Dann liegt eine kleine Kapelle am Weg, sie ist sogar geöffnet.



Drinnen Jakobus, der hoch zu Ross einen Moro zerstückelt.



Ich komme nach Virgen del Camino, einem Ort an der Ausfallstrasse von León.



Dort ist die moderne Kirche Santuario de la Virgen del Camino. Sie gewährt etwas Ruhe vom Verkehrslärm.









Kurz darauf trennt sich der Camino endlich von der Hauptstrasse. Ich wähle die Alternativroute über Villar de Mazarife, ich möchte weit weg sein von der Strasse.



Fresno del Camino, ein kleiner Ort, der auf Bevölkerungswachstum durch das nahe León ausgelegt ist.



Oncina de la Valdoncina, ich verlasse den Einzugsbereich der Stadt und komme wieder in ländliches Gebiet. Aufatmen.



Der Weg führt ins Gebirge, den Bergen von León, Montes de Leon. Dort werde ich wohl übermorgen sein.





Ein schönes, seltenes Bild. Eine Schafherde und ein Hirte. Der gute Hirte als Inbegriff des ultimativen Beschützers, der alles auf sich nimmt für seine Herde. Dazu passt der wohl bekannteste Psalm - und einer der wenigen die ich einigermassen verstehe:

Der gute Hirt
Der Herr ist mein Hirte, / nichts wird mir fehlen.
Er lässt mich lagern auf grünen Auen / und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Er stillt mein Verlangen; / er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.
Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, / ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, / dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
Du deckst mir den Tisch / vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, / du füllst mir reichlich den Becher.
Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang / und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit. (Psalm 23, Quelle Wikipedia)




Wenige Meter weiter ruhen sich ein paar Pilger im Windschatten einiger Bäume aus. Den Fussabdrücken nach laufen sie von Santiago zurück.






Choyas de Abajo. Nicht mehr weit, dann werde ich nach Villar de Mazarife kommen. Ich werde versuchen, dort Unterkunft zu finden.



Die Sonne scheint prächtig zwischen den Wolken durch.

Aus aktuellem Anlass (Ende März 2007) möchte ich eine Warnung ausgeben: Aufgrund der teilweise recht sonnigen Bilder der spanischen Etappen in diesem Blog und des milden deutschen Winters wollte eine Pilgerin ihre warme Ausrüstung zuhause lassen, wie sie mir gemailt hat. Sie hat nun geschrieben, dass sie in Logrono eingeschneit sei und wegen heftiger Schneefälle den Weg momentan nicht fortsetzen kann. Auch wenn es auf den Bildern gemütlich aussieht, der Camino Frances führt viel durch hochgelegene Gebiete. Wetterumschwünge, Stürme und heftige Niederschläge sind keine Seltenheit! Ich empfehle die entsprechende Kleidung mitzunehmen.



Ich komme nach Villar de Mazarife. Für heute soll es genug sein. Es gibt mehrere Unterkünftsmöglichkeiten. Ich gehe in die erstbeste, sie ist wunderbar angelegt in einem Haus mit Innenhof. Die Herberge ist frisch renoviert. Und - Pierrette ist da, eine angenehme Überraschung.



Pierrette will mich bekochen, aber gerne! Es wird Spaghetti geben. Sie geht einkaufen, ich dusche und sonne mich im windgeschützten Innenhof. Wider Erwarten blieben wir alleine, keine anderen Pilger kommen. Wir essen im Innenhof, sitzen dann noch etwas im "Wohnzimmer", es wird sofort kalt wenn die Sonne weg ist.

Ich schlafe sehr gut, habe die Matratze auf den Boden gelegt. In einer grossen Herberge, wie der in León, ist der Schlaf scheinbar doch nicht so erholsam durch die ständigen Geräusche.