Tag 66: Astorga(E)-Manjarín(E), 7h, 14°C



Ein bewölkter Morgen. Eigentlich möchte ich mir den wiedergewachsenen Bart abrasieren lassen, ich finde jedoch keinen Barbier der geöffnet hätte. Ich sehe mir noch die Kathedrale an, gehe dann los. Andere Pilger wollen mit mir laufen, ich gehe jedoch alleine, möchte etwas Ruhe haben. Mein Ziel für heute ist Rabanal, dort soll eine Unterkunft sein.
Kurz nach Astorga treffe ich auf die vormalige Einsiedelei Ermita Ecce Homo, die heute recht unromantisch neben der Autobahn liegt.



Nach einigen Kilometern komme ich nach Murias de Rechivaldo. Hier gibt es wieder zwei Wegalternativen, wie ich allerdings erst später im Reiseführer sehe. Daher verpasse ich leider den 'Vorzeigeort' Castrillo de los Polvozares, der in einem noch weitgehend originalen Zustand typisch für die Gegend sein soll.



Die Wege sind gut ausgebaut, getrennt für den Verkehr und die Pilger.



Santa Catalina de Somoza, ich bin inzwischen auf 977 Hm.



Die Landschaft heisst Maragatería. Wegen des geringen Ertrages der steinigen Äcker bestritten viele Bewohner dieser Gegend ihren Lebensunterhalt als Fuhrleute.



El Ganso, ein kleiner Ort ...



... der jedoch immerhin einen Sportplatz hat ...



... und eine typische Kirche, mit einem direkten Zugang zu den Glocken über eine Aussentreppe.






Zerstörte Fernseher sehe ich unterwegs seltsamerweise desöfteren. Ich nehme an, dass die Bildröhren zum Spass zerschossen werden. Die implodieren dann wohl gewaltig.



Wie beim Zaun vor Navarette sind auch hier Kreuze aus Ästen eingesteckt.



Ich komme nach Rabanal. Der Ort war lange Zeit wegen seiner Lage vor dem Übergang über den Monte Irago sehr wichtig für den Jakobsweg.









Neben der Kirche ist eine Aussenstelle der Benediktiner aus der Erzabtei St.Ottilien bei München. Allerdings sind die vier Mönche nur im Sommer vor Ort. Ich kann also nicht übernachten und beschliesse nach einer Cafepause weiterzugehen nach Manjarín.



Ein Denkmal für einen am Weg verstorbenen schweizer Pilger von 1998.



Blick zurück über die Landschaft.



Beim weiteren Anstieg komme ich in die Wolken, es beginnt zu regnen.



Foncebadón, vor dem Übergang über den Monte Irago, dem Puerto de Foncebadón mit dem Cruz de Ferro. Der Ort ist verfallen, wirkt wie aus einem Wild-Westfilm.



Es gibt sogar eine Bar, ich gehe jedoch weiter.





Die Ruine der Salvador-Kirche am Ortsausgang rundet das triste Bild ab.



Es regnet immer stärker, je höher ich komme.



Dann bin ich am Cruz de Ferro (Cruz de Hierro). Es ist kalt und windig, mit 1460 Hm ist dies der höchste Punkt des spanischen Caminos, höher als der Pyrenäenübergang.
Die Steine wurden allesamt von Pilgern mitgetragen und hier abgelegt, oft von zuhause aus. Die mitgebrachten Steine sollen Symbole der auf dem Weg hinter sich gelassenen Sünden oder der Läuterung sein. Man lässt eine Last hinter sich.

Ich habe keinen Stein dabei und lege nichts ab.



Der Berg ist jedenfalls beachtlich und hat wohl vielen Menschen Gewissenserleichterung verschafft.



Nach einigen Kilometern über die zugige Höhe komme ich nach Manjarín. Ich bin sehr gespannt was mich erwartet!



Wikipedia schreibt zu Manjarín:

"Manjarín ist ein sehr kleiner, nahezu komplett verlassener und verfallener Ort am Jakobsweg in der Provinz León der Autonomen Gemeinschaft Kastilien-León.
Die erste schriftliche Erwähnung Manjaríns datiert aus dem Jahr 1180: König Fernando von León räumt in einem Dokument der Besitzerin des Pilgerhospiz zwischen Manjarín und El Acebo, Doña Maria Joanez, Privilegien ein. Dieses Hospiz wurde später direkt nach Manjarín verlegt und findet im 17. Jahrhundert noch einmal Erwähnung. Die Bevölkerungszahlen in Manjarin waren nie sonderlich hoch: 1561: 4 Haushalte, 1587 und 1597: 5 Haushalte. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verlor der Ort die letzten Einwohner und verfiel. Die Pfarrkirche des Ort war dem Heiligen Martin gewidmet.
Ein Mann, der sich in der Nachfolge der Tempelritter sah, gründete in Manjarín in den 1990er Jahren eine einfache Pilgerherberge, die auch nach dem Rückzug des Gründers noch mit der Fahne der Tempelritter beflaggt ist und jetzt von einem Paar bewirtschaftet wird. "




Der Mann heisst Tomás, und ist 1993 auf dem Camino hängengeblieben. Seitdem versorgt er Pilger in der Tradition der Templer. Inzwischen haben sich noch ein paar andere Leute niedergelassen. Das Leben ist sehr einfach. Keine Dusche, aber es wird auch ohne gehen.



Die Toilette, man kalkt seine Hinterlassenschaft selbst.







Abends werden wir bekocht. Neben mir sind noch eine Dame aus Basel und zwei weitere Pilger da.





Am späten Abend kommt Christoph noch, eine schöne Überraschung! Wir reden noch etwas, alle gehen früh in die Schlafsäcke.

Wir schlafen unter dem Dach auf alten Matrazen. Der Wind braust um das Haus, die Balken knarren. Urgemütlich!