Tag 61: Sahagún(E)-Mansilla de las Mulas(E), 9h, 8°C



Ich habe gut geschlafen. Wir frühstücken zusammen und laufen dann los, nicht ohne noch kurz die Sehenswürdigkeiten zu bestaunen.


Die Kirche San Tirso sieht auf den ersten Blick San Lorenzo von gestern Abend recht ähnlich.
Die romanische Kirche des 12. Jahrhunderts ist dreischiffig angelegt, die Schiffe enden in halbrunden Apsiden. Über der Vierung steht der Turm mit einer dreifachen Fensterzone. An den Apsiden kann man den Wechsel von Naturstein zu Ziegel besichtigen. San Tirso ist der früheste Backsteinbau dieser Gegend.



Das Tor des ehemaligen Klosters.





Arco de San Benito.



Sogar die Parkbänke haben historische Beine.



Das Wetter ist heute einiges besser. Immer noch stürmisch, aber außer kurzen Schauern ist es trocken. Frank und ich laufen vor, Michael und Christoph laufen etwas langsamer. Michael hat Probleme mit dem Fußgelenk am unteren Schienbein.



Frank hat neben seinem Regenponcho von gestern einen Umhang nach Art der Templer. Zu seiner Statur passt es ja noch einigermassen.

Es gibt zwei Alternativrouten heute. Wir wählen die etwas längere, da sie einsamer und schöner sein soll. Es gibt für knapp 20 km kein Wasser, bei diesen Witterungsverhältnissen ist das jedoch kein Problem.



Ich komme mir fast vor wie in Afrika, weiter Himmel und rötliche Erde.



Wir kommen nach Calzadilla del Hermanillos. Hier gibt es einen kleinen Laden, der allerdings nicht durch ein Schild gekennzeichnet ist. Wir verlaufen uns fast im Ort, bis wir den Laden finden. Sehr authentisch, früher waren die meisten Geschäfte wohl in einem Raum eines Hauses untergebracht ohne weitere Werbung.
Wir treffen Christoph, Michael nimmt die andere Route.



Ein schönes Kreuz am Weg. Die Herberge dahinter ist geschlossen.



Dann geht es wieder hinaus in die Weite.



Rechts von uns, im Norden, ist deutlich eine Gebirgskette zu sehen, Picos de Europa.

Die Picos de Europa sind ein Faltengebirge mit einer ausgeprägten Karstlandschaft, welches durch Zusammenstoßen der iberischen Halbinsel mit der afrikanischen Platte entstand. In den Picos de Europa befinden sich 200 Berge über 2.000 m Höhe, der höchste Gipfel des Gebirges ist der Torre de Cerredo mit 2.648 m. Auf Grund der Nähe zum Meer (ca. 20 km) ist das Klima der Gebirgskette von hoher Luftfeuchtigkeit und ausgiebigen Niederschlägen gekennzeichnet.



Der Weg führt auf einer alten Römerstrasse, teilweise sieht man noch die alten Steinplatten liegen.



Bei 45 Grad möchte ich hier nicht laufen. Kilometerweit ohne Schatten. Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich hier kaputtlaufen kann.



Eine Weile geht es auch neben den Bahngleisen, es sieht aus wie im Wilden Westen.



Aus der Ferne sieht man eine alte Bahnhofsanlage. Frank freut sich auf eine Rast. Meinen Einwand, dass es in der Einöde wohl keinen Rastplatz gibt, möchte er nicht wahrhaben.



Umso enttäuschter ist er dann, als wir endlich ankommen an der Anlage, und nur ein paar Ruinen und einen Mauerrest vorfinden. Immerhin reicht es aus, um ein paar Minuten im Windschatten zu sitzen, bevor eine vorbeiziehende Regenfront uns aufscheucht. Die kommen wie aus dem Nichts.



Der Sturm lässt nicht nach, seit einigen Tagen macht er das Laufen anstrengend. Besonders Leute mit ausladend gepacktem Rucksack werden ordentlich hin- und hergerissen.



Dann kommen wir endlich nach Reliegos, einem kleinen Ort am Rande der Ebene. Der erste Weg führt in die Bar, einen starken Café trinken.



Reliegos hat eine recht untypische Kirche für die spanischen Verhältnisse, die ich bisher kenne.



Aber dafür auch schöne, traditionelle Häuser.



Nach einigen weiteren Kilometern kommen wir nach Mansilla de las Mulas. Genug für heute, 40 km im Wind. Mansilla ist ein gemütlicher Ort mit 1.7oo Einwohnern. Die Herberge ist auch gemütlich, sie wird von einem Deutschen geführt. Auf einmal höre ich einen schwäbischen Dialekt: Wolfgang ist auch da!



Gegen Abend läuten Glocken, wir gehen in die Kirche.



Wolfgang ist Protestant, macht sich glücklicherweise nichts daraus. Pierrette kommt auch mit, eine Kanadierin.



In einer kleinen Seitenkapelle sind Statuen versammelt. Unter anderem Rochus als Pilger, den habe ich schon eine Weile nicht mehr gesehen.