Tag 58: Hornillos del Camino(E)-Boadilla del Camino(E), 9h, 8°C



Morgens esse ich etwas und gehe alleine los. Christoph ist schon weg, die anderen liegen noch.
Es geht auf einen Anstieg auf die Hochebene. 11 km weit über eine einsame Hochfläche bis Hontanas, kilometerlang fast geradeaus.

Dann habe ich eine interessante Begegnung. Ein Weg kreuzt im rechten Winkel, ich sehe am Horizont ein Auto kommen. Ich laufe auf die Kreuzung der Feldwege zu. In der Sekunde, in der ich an die Kreuzung komme, ist der Wagen auch da. Wenn ich nicht stehengeblieben wäre, hätte er mich überfahren. Was für ein Zufall, in Stunden keine Menschenseele, kaum ein Tier. Dann eine passgenaue Begegnung. Hätte eine Szene aus einem Film Noir sein können.



Dann geht es von der Hochfläche runter nach Hontanas, 65 Einwohner. Es gibt leider keinen Café, die Bar ist noch geschlossen.



Nach einer Weile sehe ich dann Christoph vor mir, kurz vor der Ruine des Klosters San Antón.



San Antón war ein Kloster, zu dem ein Spital für Pilger gehört hat, die am Antoniusfeuer litten. Das war eine Krankheit, die man sich mit dem Brot in den Leib ass, denn es hat sich dabei um eine brandige Form von Mutterkornvergiftung gehandelt. Über die Heilmethode von San Antón weiss man noch gut Bescheid. Die Kranken zogen unter dem Gesang des "dum pater familias", der Ultreya also, begleitet vom Trillern der Stabflöte heran. Sodann wurde ihnen ein "Tau" genanntes Skapulier umgelegt, von dem man sich offensichtlich Wunderdinge versprach. Sie empfingen eine Ration Brot und Wein, wobei sie das Antonius-Glöckchen mit seinem silbernen Geläut überschüttete. Wenn nötig, bezog der Patient ein Bett im Spital. Verklungene Zeit! Heute sind da nur noch klagend aufgeborstene Kirchengewölbe, die aus dem 14. Jahrhundert stammen. Lediglich eine zierliche Fensterrose lässt erkennen, wie grossartig der Bau einmal war. Die von Figuren übersäte Leibung des Portals ist bereits völlig verwittert. (Quelle: Jakobsweb)







Wir nähern uns einer Orschaft, sie sieht interessant aus mit einer Burg oder Kirche auf einem Hügel.





Es ist Castrojeriz, eine Ortschaft mit 1000 Einwohnern, hier werde ich sicher einen Café bekommen.



Auf einem Bildstock im Ort steht das Tau Kreuz des Franziskaner- und Antoniterorden, auf einer Jakobsmuschel gegründet. Wegen der Nähe zum Kloster wird es sich wohl um den Antoniterorden handeln. Das Kreuz und der Bildstock scheinen jedoch aus verschiedenem Material zu sein.

Wir finden ein Café und kehren ein. Es sind noch andere Pilger da, unter anderem der Brasilianer, den ich vor 4 Tagen unterwegs getroffen habe. Schön, so ein Wiedersehen.



Christoph und ich gehen nach einer Weile zusammen weiter, frisch gestärkt.



Die Kirche San Juan von den Templern erbaut, mit einem Pentagonfenster.











Es geht nach Castrojeriz auf eine Anhöhe hoch. Blick zurück auf den Ort.



Und Blick nach vorn, zur Grafschaft Kastilien.















Itero de la Vega. Die Kirche San Pedro wurde im 16.ten Jahrhundert auf den Fundamenten einer Kirche aus dem 13.ten Jahrhundert errichtet. Das gotische Portal blieb dabei erhalten.
Ein Storch brütet auf dem Turm. Es gibt eine Bar im Ort, in der ich leider kein Foto gemacht habe. Der Wirt ist ein langhaariger Heavymetal Fan, die Wände gekleistert mit entsprechenden Konzertplakaten und Fotos. So ein Laden würde gut als Coffeeshop nach Amsterdam passen. Hier hätte ich ihn weniger erwartet. Die Gäste sind die wie üblich im Ort verbliebene Senioren. Sie werden froh sein, dass es noch ein paar Leute unter 70 im Ort gibt, egal ob sie lange Haare haben und eine Wasserpfeife.

















Nach weiteren 9 km kommen wir dann nach Boadillo del Camino, auf den ersten Blick etwas heruntergekommen. Das täuscht dann aber.



Hinter der Kirche befindet sich der Rollo Jurisdiccional, eine spätgotische Gerichtssäule aus dem 14. Jahrhundert, deren reiche Verzierung sich überwiegend auf den Apostel Jakobus bezieht. Der Rollo war in Kastilien Symbol richterlicher Gewalt, Gerichts- und Vollstreckungsort. Zum Ausführen der gefällten Urteile wurden die Verurteilten an die Säule gebunden.



Die Kirche Mariä Himmelfahrt (Iglesia de la Asunción) ist dreischiffig gebaut und beherbergt neben dem Hauptaltar aus dem 16.ten Jahrhundert einen weiteren Altar im Renaissancestil und ein Taufbecken aus dem 14.ten Jahrhundert. Leider ist die Kirche verschlossen. Neben der Kirche befindet sich eine gute private Herberge mir offenem Kamin. Wie jeden Tag wasche ich mein T-Shirt, die Unterhose und die Strümpe. Da hier viel Platz und der Kamin sind, wasche ich auch die Jacke und andere Kleidung im Waschbecken.

Die Herbergsmutter bekocht uns. Michael aus Österreich ist mit uns in der Herberge, er ist Milizionär aus Österreich. Ein gemütlicher Abend.