Tag 57: Burgos(E)-Hornillos del Camino(E), 4h, 10°C



Ich habe gut geschlafen und gehe mit Wolfgang wieder in das Stadtzentrum. Die Speicherkarte meiner Kamera ist voll, in der Stadt lasse ich zwei CDs brennen. Eine sende ich nach Hause, eine behalte ich bei mir zur Sicherheit. Dann formatiere ich die Karte, es kann wieder losgehen mit Photographieren. Die Einlagen meiner Schuhe sind durchgelaufen, ich kaufe mir ein paar Neue.
Dann gehen wir zurück, die Herberge ist voll mit einer Gruppe Jugendlicher.
Ich bin froh, weiterzugehen. Wolfgang bleibt zurück, er hat andere Pläne.



In der Nähe der Herberge ist die Universität in altehrwürdigen Gebäuden. Schnell komme ich aus der Stadt heraus. Es ist jede Woche wieder schön, nach dem Ruhetag loszugehen.

Es geht dann über die Felder. Vor mir eine Gruppe dreier Pilger, eine Frau scheint dabei zu sein. Ich laufe Ihnen nach, auf einmal stehe ich mitten im Acker. Die Gruppe hat sich verlaufen und ich bin blindlings hinterher gelaufen. Der Herdentrieb hat sich einmal mehr nicht bewährt.
Später hole ich sie dann ein als sie eine kleine Rast machen. Es sind zwei Deutsche aus dem Ruhrgebiet und eine Malayin. Sie sind heute erst losgelaufen und gehen ein sehr hohes Tempo. Ich kann mithalten, aber so schnell ist noch niemand gelaufen bisher den ich getroffen habe. Auf meine Frage antworten sie, dass sie nicht zum Spass hier seien, sondern aus sportlichen Motiven. Sie sind die ersten (und im weiteren Verlauf einzigen) die ich treffe, die aus einer rein sportlichen Motivation unterwegs sind.



Tardajos, 622 Einwohner, wir fliegen daran vorbei.



Die Kirche von Tardajos.



Rabe de las Calzadas. Einer der beiden Deutschen, Dirk, war vor Jahren mit dem Motorrad auf dem Camino. Er kennt alle Dörfer und Kurven.



Wir laufen rund 2 Stunden mit dem hohen Tempo. Dann machen wir eine kleine Rast für ein paar Minuten. Nach dem Aufbrechen ist abrupt Schluss mit dem Tempo. Dirk kann nicht mehr richtig laufen, fängt an zu humpeln. Innerhalb weniger Kilometer geht dann gar nichts mehr. Er vermutet, dass der Schuh falsch sitzt. Vielleich der Strumpf, die Sohle. Doch alles ziehen und machen hilft nichts. Der andere nimmt dann seinen Rucksack. Sie gehen schon mal vor, zur Herberge nach Hornillos kann es nicht mehr weit sein.



Wir sehen unten im Tal Hornillos vor uns liegen. Plötzlich überrumpelt uns eine Regenfront mit grosser Heftigkeit. Ich gehe auch vor, Dirk humpelt hinterher.



Hornillos del Camino, 70 Einwohner. Der Regen ist so schnell weg, wie er gekommen ist.



Neber der Kirche rechts ist das Refugio. Zum Glück geöffnet, es ist schon später Nachmittag. Zwei bekannte Gesichter aus der Herberge in St Domingo de la Calzada sind auch da, Antonio aus Spanien und Elke aus Österreich. Dazu ein weiterer Deutscher, Christoph.



Dirk kommt an. Er kann zwar nicht mehr gut laufen, aber noch lachen. Das ist das Wichtigste jetzt!



Hinter der Kirche stelle ich einmal mehr einen grossen Mentalitätsunterschied der Spanier zu den Deutschen fest. Knochen und Schädel liegen auf einem Abfallhaufen in einer Ecke der Kirche. Das würde es in Deutschland sicher nicht geben.

Es fängt wieder heftig an zu regnen. In der Herberge ist es kalt. Ich koche mir was Schnelles in der kalten Küche und dusche noch kurz. Alle kuscheln sich in die Schlafsäcke, wir schlafen früh ein.