Tag 51: Puente la Reina(E)-Los Arcos(E), 11h, 24°C



Ein herrlicher Morgen, sonnige und klare Luft. Ein Bar hat geöffnet, erstmal einen Café und ein süsses Stückchen, dann geht es los. Glücklicherweise verteilen sich die Pilger, ich laufe alleine, niemand vor oder hinter mir zu sehen.



Mañeru, 380 Einwohner. Einige der Wegmarkierungen sind hier zu sehen. Am Baum das bekannte rot-weisse Zeichen des GR, darüber ein gelber gemalter Pfeil. Am Ortsschild das Zeichen der Muschel und ein gedruckter Pfeil.



Gestern eine einzelne Blüte an einem Baum, heute steht schon ein ganzer Strauch in Blüte.



Blick auf Cirauqui (baskisch Zirauki). Der Name bedeutet im baskischen Kreuzotternest.



Cirauqui hat einen geschlossenen mittelalterlichen Ortskern mit einem massiven Eingangstor.



Die Kirche San Roman auf dem Hügel in der Stadt.


Fantastisches Portal an der Kirche.



Aber auch die Profanbauten haben teilweise sehr schöne Türen.



Nach dem Ort kommt man über eine alte Römerbrücke. 2000 Jahre alt!



Überhaupt führt der Camino an etlichen Stellen auf den alten römischen Strassen. Und die Römer werden sicherlich früher auch alte Wegenetze benutzt und ausgebaut haben. Der alte Camino wiederum ist heute teilweise Autobahn.






Die Brück über den Fluss Salado wirkt etwas mitgenommen. Die Deckschicht fehlt, der Weg geht direkt auf den Gewölbebögen.



Ein Tunnel unter der neuen Autobahn durch.



Lorca, ein kleiner Ort mit verschlossener Kirche.






Die ersten grünen Bäume in diesem Jahr!! Sie stehen am Ortsrand von Villatuerto.



Der Weg führt vorbei den der Ruine der Iglesia del santo sepulcro. Kurze Zeit später muss man eine Strasse überqueren. Dort steht ein Gedenkstein für eine tödlich verunglückte Pilgerin aus Kanada.



Eine Weile später komme ich nach Estella. Dieser Ort wäre eigentlich ein Aufenthalt wert. Es ist allerdings früh am Nachmittag, ich möchte noch ein Stück dranhängen.



Estella hat 13.700 Einwohner und ist somit einer der grösseren Orte am Camino. Es gäbe einige interessante Bauwerke zu sehen, die allerdings verschlossen sind. Ich trinke einen Café und gehe weiter. Von Puente la Reina hierher waren es 21 km, wegen der Wärme spüre ich die Distanz heute mehr als normal.



Nun soll laut Führer etwas ganz besonderes kommen, das Kloster und die Kelterei Irache.



Und tatsächlich, es ist wahr! Das Weingut Irache hat aussen zwei Zapfhähne. Einen für Wasser, und einen für .. Rotwein. Wein, soviel man trinken kann. Ohh, der selbst auferlegte Alkoholverzicht wegen der Fastenzeit fällt mir in diesem Moment unendlich schwer.
Ich genehmige mir den ersten (und im weiteren auch einzigen Schluck) Wein während der Fastenzeit. Ich möchte die Tradition waren und auch wissen, wie der Wein schmeckt: vorzüglich!

Die Quelle ist durch eine Webcam im Internet einsehbar. Ich schicke eine SMS in die Heimat, die Familie kann mich nun zum ersten Mal seit 51 Tagen sehen. Sie lachen über meinen Vollbart!



Das Kloster Irache, leider verschlossen.



Die Felskante im Hintergrund habe ich bereits gestern vom Pass Puerto del Perdón aus gesehen.



Dann geht es weiter bergauf, durch den kleinen Ort Azqueta.



Beim Blick zurück sehe ich rechts am Horizont letzmals die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen.



Dann komme ich nach einem ordentlichen Aufstieg zur eingefassten Mauren-Quelle La Fuente de los Moros. Von aussen sieht sie aus wie ein Tempel. Wegen dem Gelächter von der Quelle innen vergesse ich das Aussenfoto. Drinnen sitzt ein Pärchen, beträchlich angeheitert. Sie haben alle verfügbaren Behälter voll mit Wein aus Irache. Sie wären vorher schon einige Stunden an der Quelle gewesen, meinen sie. Es sind Australier, sie laden mich ein, mit Ihnen zu feiern. Ich mache kurz Pause, die beiden haben grossen Spass. Als das Mädchen bei der Jagd auf einen Frosch fast ins eiskalte Wasser fällt, mache ich mich wieder auf den Weg. Habe noch ein ganzes Stück zu gehen.



Kurz nach der Quelle kommt der Ort Villamayor de Monjardín, auf 605 Hm. Eine weite Aussicht über das Land.



Die Kirche San Andrés Apósto aus dem 12.ten Jahrhundert im navarrisch-vorgotischen Stil. Der Turm ist wesentlich jünger, aus dem 17.ten Jahrhundert.



Dann geht es hinab in die Ebene.















Die letzten Kilometer ziehen sich arg in die Länge, auch weil weit und breit kein Ort zu sehen ist.



Und dann, wie im Wilden Westen, liegt im Sonneuntergang ein Ort vor mir, Los Arcos. Das Refugio ist recht voll, ich kenne jedoch niemanden. Die Herberge hat einen etwas anderen Stil wie bisher, eher wie ein Backpacker Hostel mit viel Flair.



Die Glocken läuten zur Abendmesse, ich lasse mein Gepäck zurück und mache mich auf. Obwohl ich kein spanisch spreche, kommt mir das Spanisch des Pfarrers nicht ganz spanisch vor. Und in der Tat, nach der Messe werden die Pilger (also ich) nach vorne gerufen und gesegnet. Der Pfarrer ist ein Pole. Ganz wie in Deutschland und anderen westlichen Ländern werden die Pfarrstellen inzwischen oft von Ausländern übernommen.

Ich kaufe ein bisschen ein, koche etwas und lege mich schlafen. Bin müde und kaputt.