Tag 54: St-Domingo-de-la-Calzada(E)-Ages(E), 12h, 13°C



Bewölkter Himmel, es weht ein frischer Wind heute Morgen. Ich spüre meine Füsse recht ordentlich, das Anlaufen fällt mir schwer.

Im ersten Ort Grañón kaufe ich mir in ein paar süsse Stückchen, eine Bar für einen Café dazu hat leider nicht geöffnet. Als ich die Bäckerei verlasse, kommt ein Züchter und bringt dem Bäcker einen Eimer mit fangfrischen Krebsen. Sicher eine Delikatesse!




Guten Weg wünscht mir das Schild. Danke.



Redecilla del Camino in der Provincia Burgos, 146 Einwohner. Alle Ortschaften am Camino haben am Ortseingang nun eine Informationstafel mit der Angabe der vorhandenen Infrastruktur und einem Ortsplan.



Castildelgado, 70 Einwohner.



Ich sehe drei Pilger vor mir. Nach einer Weile habe ich sie eingeholt. Ein Brasilianer, Argentiner und ein Spanier, junge Burschen, um die 25 Jahre. Den Brasilianer treffe ich im weiteren Verlauf bis Santiago immer mal wieder.



Belorado, ein vergleichsweise grosser Ort mit 2100 Einwohnern. Die drei Burschen habe ich hinter mir gelassen. Ich bin jedoch müde und muss mich konzentrieren, um nicht in ein Humpeln zu verfallen. Das würde die Gelenke einseitig belasten, das kann ich nicht brauchen.



Ein grosses Storchennest auf dem Kirchturm von St. María in Belorado. Ich mache eine kurze Rast und esse Brot mit Honig, um schnell zu Kräften zu kommen.



Die Kirche St. Rochus in Villambistia.



Der Pilgerbrunnen in Villambistia ist im Sommer sicher eine sehr willkommene Erfrischung.



Viele Häuser im Ort verfallen, das sehe ich in der Folge in Spanien leider noch häufig. Mittendrin stehen dann noch einzelne bewohnte Häuser.







Die Ruine der Abtei San Felices. Hier stand im 10.ten Jahrhundert ein mozarabisches Kloster. Der Gründer von Burgos, San Felices, soll hier begraben liegen.



Ich komme nach Villafranca de Oca. Eine Unterkunft wäre jetzt gut, ich würde mich erst einmal Schlafen legen. Die Herberge hat auch geöffnet, allerdings liegt sie direkt an der lauten Strasse. Ich entschliesse mich weiterzugehen, ich würde mich über den Verkehr und den Gestank der Abgase nur aufregen.
Nach einem Kilometer treffe ich den Österreicher von vorgestern nacht wieder. Er ist mit dem Bus nach Villafranca gekommen. Vor Jahren ist er hier schon einmal gelaufen und ist nun melancholisch, dass er wegen der Kniebeschwerden seiner Frau den Weg nicht gehen, sondern nur etwas spazieren kann. Ich kann ihn gut verstehen.



Ich sehe einen schneebedeckten Berg vor mir. Der Weg geht nun durch ein grosses Waldgebiet und zieht sich scheinbar endlos.






Als ich das Kloster San Juan de Ortega vor mir liegen sehe, beginnt es zu regnen. Hier möchte ich gerne übernachten und freue mich über die Ankunft.



Das Kloster ist ein grosser Gebäudekomplex. Ich klingele an der Pforte, es wird jedoch nicht geöffnet. Ein paar Meter weiter ist eine kleine Gastwirtschaft. Das Kloster hat im Winter geschlossen, ich bin sehr enttäuscht über diese Nachricht. Der Wirt bietet mir an, mich mit dem Auto zum nächsten Ort zu fahren. Ich lehne dankend ab. Eine Cola bringt die Lebensgeister zurück, ich mache mich auf den Weg, hoffentlich das letzte Stück für heute.



Es beginnt zu dämmern, als ich nach weiteren 4 Kilometern nach Ages komme. Hier hat eine Herberge geöffnet. Ich treffe einen älteren Spanier an, den ich heute morgen bereits in Grañón gesehen habe. Er spricht allerdings nur spanisch, was eher selten ist. Die meisten Pilger um diese Jahreszeit sprechen zumindest auch Englisch.
Ich habe Hunger, allerdings kann ich kaum essen. Der Kreislauf dreht noch auf Hochtouren und will nicht zur Ruhe kommen. Auch die Nacht ist unruhig, ich wache desöfteren auf. Hoffentlich hole ich mir keine Probleme an die Füsse. Übermorgen ist zum Glück Sonntag, Ruhetag.