Tag 40: Eauze(F)-Nogaro(F), 5h



Heute scheint es ein sehr milder Tag zu werden, besonders in windgeschützten Lagen. Die Natur bereitet sich sichtlich auf den kommenden Frühling vor. Die Palmkätzchen erinnern mich an Ostern - das ist aber noch ein paar Wochen hin, es ist nun Anfang März.

Es ist Freitag, ich plane den Sonntag in Aire-sur-l'Adour zu verbringen. Somit brauche ich heute nur eine kleine Etappe zu laufen, morgen ebenfalls keine grosse Etappe. Beim Zusammenrechnen gestern Abend habe ich festgestellt, dass ich heute oder morgen wohl die 1000 km Grenze seit Konstanz überschreiten werde.



Trotz der nur 20 km heute ist es recht anstrengend, das Weg ist ziemlich profiliert und meine Füsse sind nicht ganz fit.



Herrliche Naturwege.



Zwischendurch immer wieder mal Blicke auf die verschneiten Gipfel der Pyrenäen. Da sind ganz schön grosse Berge dabei, gut zu sehen inzwischen.



Ich freue mich nach rund 1000 km quer durch Europa, dass es noch so viele schöne und ruhige Naturgebiete gibt, auch wenn die meisten Flächen land- und forstwirtschaftlich genutzt sind. Ich habe ein paar Autobahnen und Gleise des TGV gequert, alles in allem war ich aber meist auf Feld-, Wald und Wiesenwegen oder sehr ruhigen Strassen unterwegs. Der Chemin de St. Jaques führt um die Ballungsräume Lyon, St.Etienne und Toulouse herum, ohne dass man davon viel merken würde.



Der Ort Manciet, Région Midi-Pyrénées, Département Gers. Hier kaufe ich mir in einem kleinen Supermarkt Brot und Salami, heute ist mir seltsamerweise nach Cola als Getränk. Neben der Kirche ist im Freien eine Sitzgelegenheit. Es ist wieder einiges kühler geworden, sieht sogar fast nach Regen aus. Aber erstmal Mittagessen. Mahlzeit! Die ersten grossen Schlucke Cola sind erfrischend, aber dann bereue ich die Entscheidung. Milch wäre jetzt doch viel besser. Der Wind frischt weiter auf, ich esse schnell und gehe weiter.

Mein Tagesziel ist Nogaro, wo es eine Auto-Teststrecke gibt. Schon von weitem hört man das Gebrüll der Motoren.



Nach einer Weile bin ich in Nogaro, es ist erst Nachmittag. Von der Teststrecke sieht man nichts, zum Glück riecht man auch nichts. An den Lärm gewöhnt man sich etwas, ein schwerer Motor wird über die Bahn geprügelt, man hört ihn vor Kurven drosseln und in den Kurven dann Vollgas geben.



Nogaro, 1900 Einwohner, wird für mein Gefühl beherrscht von einer verkehrsreichen Strasse. Ich brauche lange, bis ich am Ende mit Hilfe der Touristinformation eine Unterkunft finde. Ich komme bei einer Dame privat unter. Ich lege mich auf das bequeme Bett und schlafe auch direkt ein, das war wohl nötig. Nach zwei Stunden werde ich wach und mache einen Stadtrundgang. Das Wetter ist recht ungemütlich geworden. In dieser Gegend haben die Religionskriege schwer gewütet, von einem Kloster sind nur noch wenige Arkaden des Kreuzgangs geblieben.
Daneben steht eine Kirche, die ich mir ansehe. Viel mehr gibt es nicht zu sehen in diesem Ort.

Dann gehe ich eine Pizza essen - mit Mineralwasser. Die alkoholfreie Fastenzeit wird hart werden in einem Land, wo es zu jedem Essen traditionell Wein gibt.