Tag 6: Etzelpass (CH)-Einsiedeln/Genf (CH), 1.5h, -5°C



Heute ist der Namenstag des St. Meinrad. Meinrad von Einsiedeln (* 797 bei Rottenburg (D) bis 861 in Einsiedeln) war ein Mönch, auf den die Gründung des Klosters Einsiedeln zurückgeht. Meinrad wurde an der Benediktinerabtei des Klosters Reichenau im Bodensee unterrichtet. Nach einigen Jahren entschloss er sich für ein eremitisches Leben und zog sich 828 an die Hänge des Etzels zurück. Er soll an der Stelle, wo heute die Gnadenkapelle in der Klosterkirche des Klosters Einsiedeln steht, eine Klause und eine Kapelle errichtet haben, um in der Einsiedelei Gott zu dienen (daher der Ortsname Einsiedeln).

Der Sage nach wurde Meinrad von zwei Landstreichern erschlagen, welche die Schätze begehrten, die am Schrein von gläubigen Pilgern niedergelegt worden waren. Daraufhin sollen zwei Raben die Mörder verfolgt und vor Gericht geführt haben. Aus diesem Grund sind auf dem Einsiedler Wappen zwei Raben abgebildet.

Zum Namenstag findet morgens in der eiskalten Kapelle ein kleiner Gottesdienst statt, mit Chorbegleitung.



Während die Festgemeinde zum z'Nüni in das Restaurant geht, ziehe ich weiter Richtung Einsiedeln.



Die Teufelsbrücke führt über die Sihl im zu Einsiedeln gehörigen Viertel Egg. Direkt neben der Teufelsbrücke wurde 1493 Paracelsus geboren. Die erste Brücke wurde von Abt Gero von Frohburg 1117 erbaut. Im 17. Jahrhundert wurde sie durch die steinerne Brücke mit Dach ersetzt.



Knietiefer Schnee, sobald ich etwas vom Weg abkomme ist er hüfttief.



Die sogenannte Galgenkapelle am Weg, hier wurden auch Urteile vollstreckt. Drinnen ist noch der Pranger zu sehen.



Blick auf Einsiedeln, das Kloster liegt in einer Senke und ist von hier noch nicht zu sehen. Wohl sind die Glocken zu hören, der Schall trägt bei dieser Luft kilometerweit.



Inschrift an dem Bildstock, der im Bild oben zu sehen ist.



Die Kirche des Klosters Einsiedeln ist Mittelpunkt des Ortes. Die Gründung der Benediktinerabtei geht auf das Jahr 934 zurück. Das barocke Kloster entstand im 17. ten Jhd. in drei Etappen nach den Plänen von Caspar Moosbrugger. Das Deckenfresko ist das grösste der Schweiz.

Einsiedeln ist der wichtigste Pilgerort der Schweiz. Er war auch Sammelort für die Pilger nach Santiago de Compostela.



Die reichhaltig ausgeschmückte Kirche. Im Chor vorne singen Mönche Gregorianische Gesänge.



Beim Betreten der Kirche steht man in einem grossen, achteckigen Raum und erblickt vor sich die Marienkapelle aus schwarzem Marmor, die sogenannte Gnadenkapelle. Es ist die Gebetsstätte des ersten Einsiedlers Meinrad. Nach seiner Ermordung 861 zimmerten die "Waldbrüder" über den Ruinen seines Altars eine Kapelle.
Das heutige Gnadenbild in der Kapelle schuf ein unbekannter Künstler im 15. Jahrhundert. Schon sehr früh bekamen Maria und das Jesuskind den prachtvoll bestickten Behang, der je nach Fest und Farbe wechselt und nur Gesicht und Hände freilässt.
Das Einsiedler Gnadenbild gehört zur Reihe der berühmten schwarzen Madonnen Europas (eine andere sehe ich später in Le-Puy). Schwarz geworden ist sie im Laufe der Jahrhunderte durch Staub und den Russ von Kerzen, Öllampen und Weihrauch. 1803 wurden Gesicht und Hände dann mit schwarzer Farbe übermalt.



Das wäre mir unter normalen Umständen nicht aufgefallen. Der Zug, der mich nach Genf bringen wird, führt ein Wappen: Jakobsmuscheln, Symbol des Jakobswegs, und die zwei Raben, Symbol des Hl. Meinrad und somit Einsiedelns.

Die Fasnet ist in vollem Gange hier, ausbündig feiernde Leute -einige augenscheinlich Überlebende der letzten Nacht- laufen/torkeln lautstark durch die Strassen, die Restaurants haben dekoriert, wie man das in der Schweiz nennt.

Nachdem ich mir Einsiedeln etwas angesehen habe, kaufe ich ein Ticket und betrete letztmals auf meinem Weg zum Atlantik ein Fahrzeug.

Das ist ein Unterschied! Nach einigen stillen Tagen in der Natur sitze ich nun in einem warmen Wagon, die Landschaft fliegt an mir vorbei. Wäre den Weg lieber gelaufen, aber die Vernuft setzt sich durch. Reines Laufen hätte ungefähr 18 Tage in Anspruch genommen, so bin ich in 4 Tagen durch, die Familie freut's.

In Genf dann fast Kulturschock. Samstagabend in der Stadt. Regen, Autos, Gestank, Lärm. Steige ab in einem Touristen lowcost Hotel. Internetcafe, eine Kleinigkeit essen, Wäsche Handwaschen, schlafen. Meine letzte Nacht in der Schweiz.

Resümee nach einigen Tagen quer durch die Schweiz: Ausrüstung gut, Moral gut. Der Körper stellt sich um, der Kreislauf wird ruhiger, wie ich nachts merke. Ein Pilgerland ist die Schweiz nicht. Es geht nüchtern zu und pilgern wird eher touristisch-wirtschaftlich gesehen. Kein grosses Interesse seitens der Menschen unterwegs. Dieser Wesenszug kommt mir entgegen und ist mir nicht unsympathisch.